30 polnische Richter und Staatsanwälte besuchen ihre Kollegen in Marburg
Polnisch-Deutsche Reisegruppe auf der Hubschrauberplattform des Polizeipräsidiums Frankfurt.
Presse: Hinterländer Anzeiger
In der vergangenen Woche besuchten 30 polnische Richter und Staatsanwälte Marburg, um verschiedene Fachveranstaltungen zu besuchen. Dies geschah auf Einladung des deutsch-polnischen Juristenvereins Walbrzych-Marburg. Es handelt sich seit 2006 bereits um die neunte Studienreise, die die Juristen beider Länder gemeinsam unternehmen, um fachlichen Austausch und Völkerfreundschaft zu fördern.
Bereits unmittelbar nach der Ankunft stand am Freitag ein Besuch des Polizeipräsidiums Frankfurt auf dem Programm. Nach der Begrüßung durch den Polizeipräsidenten Dr. Achim Thiel hatten die Besucher gleich mächtig Glück: Eine ruhige Lage der angekündigten „Blockupy“-Veranstaltungen in Frankfurt erlaubte u.a. eine kurze Besichtigung der hochmodernen Leitzentrale der Behörde.
Am Samstag standen nach einem Empfang durch den Präsidenten des Landgerichts Marburg, Dr. Christoph Ullrich, zwei Fachvorträge im Schwurgerichtssaal und eine Führung durch das Landgericht an. In seiner Begrüßung sagte Ullrich auch mit Blick auf die bevorstehende Europawahl: „Europa und Völkerfreundschaft ist ganz konkret das, was wir hier machen.“ Für eine Überraschung sorgten er und sein Richterkollege Dr. Thomas Wolf gleich zu Anfang. Beide überreichten dem Ersten Vorsitzenden des Vereins, dem polnischen Richter Maciej Ejsmont, ein seltenes Faksimile des Urdrucks der polnischen Verfassung von 1791. Diesen hatte Wolf selbst vor 20 Jahren von dem damaligen Vizepräsidenten des Bundesverfassungsgerichtes, Ernst Mahrenholz, erhalten. Richter Ejsmont bedankte sich sichtlich gerührt im Namen seiner Kollegen: „Den polnischen Verfassungstext von deutschen Richtern als Geschenk zu erhalten, ist Ausdruck ganz besonderer Verbundenheit.“ Er bedankte sich für die inzwischen fast 10 Jahre währende tiefe Freundschaft zu den Marburger Juristen.
Dazu passte gleich der erste Vortrag. Die Marburger Juristin Dr. Adrianna Michel referierte über das historische Schicksal Polens als Staatsgebilde aus völkerrechtsrechtlicher Sicht - ein vor den aktuellen Ereignissen im Nachbarland Ukraine von der polnischen Gäste besonders aufmerksam verfolgtes Thema. Gleiches galt für den weiteren Vortrag des Marburger Rechtsanwaltes Markus Stötzel, der in dem Fall Gurlitt Erben vertritt und zu dem Thema „Raubkunst und Restitution" referierte.
In der am Abend stattfindenden Mitgliederversammlung des Vereins mit 80 Gästen wurde der langjährige Vereinsvorsitzende und ehemalige Direktor des Amtsgerichtes Marburg, Dr. Hansjürgen Hausmann zum Ehrenvorsitzenden des Vereins gewählt. Das Ziel der übernächsten Studienreise steht ebenfalls bereits fest: Eine besondere Einladung gab der Bundestagsabgeordnete Dr. Stefan Heck, ebenfalls Mitglied des Vereins und stellvertretender Vorsitzender der deutsch-polnischen Parlamentariergruppe den Mitgliedern mit auf den Weg. Er lud zum Besuch des Bundestages nach Berlin ein - mit persönlicher Führung.